Lorscher Tabakbauern reisen nach Kuba

Unter der Rubrik „Unglaublich – aber wahr!“ rangierte die bevorstehende Kuba-Reise in Sachen Tabak für die Lorscher Kulturamtsleiterin Gabi Dewald. Wohl war es ein lang gehegter Traum der rührigen Gruppe – dem sogenannten „Lorscher Tabakprojekt“ -, den man immer mal wieder in Betracht zog. Bei der Tabak-Initiative handelte es sich um eine wechselnde Gruppe Freiwilliger, die seit 2013 wieder Tabak in Lorsch anbauen. Doch selbst dass nun Ende Januar eine siebenköpfige Gruppe aus Lorsch nach Havanna fliegen wird, ist für Dewald noch nicht der eigentlich Grund zum Jubeln. „Was mich echt umhaut“, so Dewald, „ist das Programm, was die Kubaner für uns zusammengestellt haben und was wir alles in diese Reise reinpacken können!“
Dreh- und Angelpunkt sind gute Verbindungen zum kubanischen Kultusministerium und zum Weltkulturerbe in Havanna, die die engagierte Verwaltungsangestellte durch einen Besuch auf Kuba vor zwei Jahren aufbauen konnte. „Diese Reise ist eine Studienreise in Sachen Tabak“, ist allen klar. Dementsprechend ist das Herzstück des Zwei-Wochen-Aufenthaltes ein mehrtägiger Aufenthalt auf den Tabakfeldern von Pinar del Rio bzw. Vinales, Kennern bekannt als bevorzugtes Tabakanbaugebiet in Kubas westlichster Provinz. „Hier wollen wir mit den Kubanern Tabak ernten, also sozusagen unsere Arbeitskraft anbieten.“ Der Lohn? „Erkenntnisse!“ sind sich die Kuba-Fahrer einig. Es geht darum, herauszufinden, ob und welche vergleichbaren Arbeitsweisen kubanische und deutsche Tabakbauern haben, wo man sich in den Lösungen der praktischen Anforderungen bei der Tabakernte unterscheidet und warum. „Wir wollen lernen“, ist die Absicht der Deutschen.
Doch sie werden wohl noch mehr erleben. „Wir werden eine Foto-Ausstellung mitbringen und eröffnen, die sich mit dem Tabakanbau in Deutschland, vornehmlich der Metropolregion Rhein-Neckar und Lorsch befasst und unser Projekt bildlich und inhaltlich vorstellen soll“, freut sich Dewald. Vor allem aber sollen diese Fotos, darunter auch viele historische Aufnahmen, zeigen, wie der Tabakanbau in Deutschland betrieben wurde. „Und wir vermuten auch hier sehr viele Gemeinsamkeiten“, mutmaßen die Kuba-Reisenden.
„Damit bekommt unser Besuch etwas Offizielles.“ Und das will Dewald unbedingt, denn: „Wir sind damit quasi die Vorhut zu einem transnationalen kulturanthropologischen Austauschprojekt in Sachen Tabak“, und zückt eine weitere Trumpfkarte: „Wir konnten die Universität Bremen für ein solches Projekt interessieren. Wir hoffen, ein entsprechendes Schreiben im Gepäck zu haben und werden mit den Verantwortlichen vor Ort sprechen. Das ist natürlich fabelhaft!“
Die Antriebsfeder dazu, den Tabakanbau und auch die Zigarrenproduktion in Lorsch in kleinem Maßstab wieder aufzunehmen und ein solches internationales Projekt aufzusetzen, bildet das Bemühen der Stadt, der über 300jährigen Tabaktradition Lorschs gerecht zu werden. „Und zwar in einer lebendigen, zukunftsfähigen und über die lokale Bedeutung hinausgehenden Form“, ergänzt Gabi Dewald. „Motor zu sein für eine internationale wissenschaftliche  Untersuchung der weltumspannenden Kultur des Tabakanbaus und der Tabakverarbeitung, wäre sicherlich die vornehmste und sinnvollste Rolle, die man aus dieser stolzen Vergangenheit ableiten könnten. Wir hoffen, dass mit dieser Reise diesem Ziel ein Stück näher kommen!“

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