Zigarren – Banderolen – Kunst (Teil 2/2)

Die Entstehung der Bilder, die Themen und das Material
Am Anfang eines jeden Bildes steht die Idee für ein Thema, das es beleuchten soll. Die Geschichte eines Zigarrenlandes, die Darstellung einer Marke, die Umsetzung eines Logos. Hinzu kommt das Material, aus dem Dirk Prautzsch seine Zigarrenkunstwerke komponiert. Schon in dieser Phase ist Geduld erforderlich: Es dauerte sieben Jahre bis Dirk Prautzsch die nötigen Banderolen gesammelt hatte, die nun die Zigarrenmarke Opus X von Arturo Fuente vor Augen führen.
In den Bildern kommen neben Zigarrenbanderolen auch Vistas (die oft farbenfrohen Motive auf Zigarrenkisten), Tabakblätter oder geprägte Zedernholzblätter zum Einsatz – je nach Thema, Idee und auch finanziellem Rahmen. Allein die Materialbeschaffung ist ein Kunststück: Historische Vistas, meist Lithographien, oft mit Prägung und Goldstaub oder Bronzepuder versehen, sind schon für sich genommen begehrte Sammlerstücke.
Für die Bilder nutzt er die Banderolen tatsächlich gerauchter Zigarren, mit denen ihn ein Netzwerk von Privatpersonen und Fachhändlern versorgt.

Trinidad

Eines der Werke mit dem Logo der Marke Trinidad

Ist das Material beisammen, skizziert Dirk Prautzsch die künftige Arbeit, platziert Schablonen, komponiert die Anordnung der historischen Vistas aus Lithographien mit Goldprägung oder der modernen Banderolen mit Hologrammen. Hat ein Kunde besondere Vorstellungen von „seinem“ Bild, berät Dirk Prautzsch mit ihm die Auswahl und Anordnung möglicher Motive, bis ein stimmiges Gesamtwerk entsteht.
Dann werden die weißen Baumwollhandschuhe übergestreift. Skizzen, Schablonen, Messer, Lupe liegen bereit. Die handwerkliche Arbeit an den Bildern dauert je nach Motiv wenige Wochen oder mehrere Monate. Bis zu dreihundert Arbeitsstunden fließen in ein Bild. Jede einzelne Stunde erfordert permanente Konzentration und äußerste Sorgfalt, da die verwendeten Materialien sehr empfindlich und oft unwiederbringlich sind.
Jahrelange Erfahrung fließt in diese Handarbeit ein: von der Auswahl und Komposition der Motive, über den Einsatz der passenden Werkzeuge bis zur Wahl des Leims und des passenden Rahmens. Geduld, Geschick und Perfektionismus sind wesentliche Zutaten für das Gelingen der Arbeit. Eigenschaften, die Dirk Prautzsch zusammen mit der erforderlichen Kunstfertigkeit in den vergangenen Jahren immer weiter verfeinert hat. Vielleicht hat der 1964 Geborene seine ruhige Hand aber auch von seinem Vater geerbt, der ein begnadeter Retuscheur und Ölmaler gewesen ist.

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Dirk Prautzsch beantwortet Fragen rund um die Zigarrenbanderolenkunst

Welche Arten von Bildern gibt es?
Meist widme ich ein Bild einem bestimmten Thema. Die Welt der Zigarren ist so vielfältig, dass sie mich immer wieder zu neuen Ideen inspiriert: Die Geschichte einer Marke, die Manufakturen eines Zigarrenlandes oder die Darstellung eines Logos. Dabei stelle ich je nach Thema historische Vistas und Banderolen zusammen, oder fertige aus modernen Banderolen beispielsweise den charakteristischen Indiokopf von Cohiba oder die drei markanten T der Trinidad Zigarren. Und selbstverständlich erfülle ich Kundenwünsche nach ausgiebiger Absprache.

Ist das Kunst?
Gute Frage. Die Bilder sind schon echte Kunstwerke, jedes ein Einzelstück – ich signiere sie auch. Ich bin zwar kein Maler, der aus seinem Innersten neue Farben und Welten kreiert. Die Bestandteile meiner Bilder sind vorgefertigt – aber das machen moderne Künstler ja auch. Für mich ist die Arbeit an den Bildern eine Mischung aus kreativem Schaffen und handwerklicher Kunstfertigkeit. Es braucht eine gehörige Portion Geduld, Geschick und Erfahrung, um aus den empfindlichen Vistas und Banderolen ein Bild zu machen, dessen Komposition so schön und ausdrucksstark ist, dass man es immer wieder anschauen mag. Also, wenn Kunst von Können kommt, dann lautet die Antwort: ja. Ansonsten freue ich mich einfach, wenn Zigarrenliebhaber meine Begeisterung teilen und sich ein Bild von mir in Ihre Lounge hängen.

Welche Materialien kommen zum Einsatz?
Für die Bilder verwende ich im Wesentlichen Zigarrenbanderolen, Vistas, Tabakblätter und auch geprägte Zedernholzblättchen, die manchmal als Bofeton auf den Zigarren in einer Kiste liegen. Hinzu kommt säurefreier Karton als Unterlage für die Bilder – quasi meine Leinwand. Auch verschiedene Kleber und Leimsorten müssen genau auf das Material abgestimmt sein, sonst verfärben sich die Bauchbinden oder Vistas. Ein Rahmen gehört natürlich auch zu einem Bild. Hier berate ich Kunden, je nach Motiv und den Räumlichkeiten, in denen das Bild zu Geltung kommen soll.

Was ist das Besondere an Vistas?
Bei historischen Vistas, die die Deckel von Zigarrenkisten schmücken, geraten Sammler weltweit ins Schwärmen. Meist sind diese bunten, mit Goldstaub oder Bronzepuder veredelten Darstellungen alte Lithographien, die zusätzlich geprägt wurden. Durch die Prägung werden einzelne Elemente besonders hervorgehoben. Unter der Lupe entfalten diese Lithographien ihre volle Schönheit. Wahre Kunstwerke haben die Manufakturen auf Ihre Zigarrenkisten geleimt, um Ihre Marke zu transportieren: da lächeln engelsgleiche Frauengestalten, der Graf von Monte Christo posiert neben einer Schatzkiste vor einem Segelschiff, in üppiger Natur wachsen Tabakpflanzen – eine unglaubliche Vielfalt!
Auch moderne Zigarrenmarken schmücken ihre Kisten mit ähnlichen Vistas. Sie sind zwar im Prinzip leichter zu bekommen als die historischen Vorlagen. Aber um eine einzelne moderne Vista unbeschadet von einer Zigarrenkiste zu lösen, benötigt man oft bis zu 50 Anläufe. Doch es lohnt sich: Die Vistas gehören zu meinen Lieblingen und bilden oft einen Akzent in meinen Bildern.

Woher kommen die Banderolen?
Für meine Bilder nutze ich ausschließlich Banderolen von Zigarren, die tatsächlich geraucht wurden. Da ich selbst nur zum Genuss rauche, kann ich den Bedarf für meine Bilder nicht allein decken. Ich habe ein Netzwerk von Privatpersonen und Tabakhändlern, die mich mit Nachschub versorgen. Stelle ich, kurz bevor ein Bild fertig ist, fest, dass doch noch eine Banderole fehlt, eile ich auch schon mal zum Tabakhändler meines Vertrauens, um eine Zigarre nur wegen der Banderole zu kaufen. Darüber schmunzeln die meisten Raucher nur. Aber mir ist es wichtig, nur echte, also gerauchte Banderolen zu nutzen. Sie haben Charakter, haben schon viele Gespräche belauscht, könnten Geschichten erzählen, wenn sie nicht so diskret wären …

Kann ich mir Ihre Zigarrenkunst ansehen?
Gern – schauen Sie doch einfach auf meiner Webseite in der Galerie, welche Motive Ihnen besonders gut gefallen. Wenn Sie dann großes Interesse an einem Bild haben, rufen Sie mich gern an, um einen Termin zu vereinbaren.
Natürlich berate ich Sie auch, wenn Sie bestimmte Vorstellungen davon haben, wie Ihr persönliches Bild aussehen könnte. Wenn Sie die Banderolen Ihrer Lieblingsstücke gesammelt haben, fertige ich daraus gern ein Bild nach Ihren Wünschen. Vielleicht können wir es noch mit einer historischen Vista aus meinem Fundus ergänzen, um Ihre Sammlung perfekt zu darzustellen.

Was kostet ein Bild?
Das kommt ganz auf die Größe, die verwendeten Materialien und den Aufwand an. Die Preise liegen zwischen einigen Hundert Euro bis zu Beträgen im hohen fünfstelligen Bereich.

Ist Zigarrenkunst nur etwas für Männer?
Der Ursprung der Zigarre ist weiblich! Ursprünglich waren es Indiofrauen, die zunächst einfach gerollte Tabakblätter rauchten. Im Laufe der Jahre wurde die Wickeltechnik verfeinert und erlebte zwischen den 1870er und 1930er Jahren eine große Blütezeit in den diversen Manufakturen Kubas. Frauen stehen Pate für viele der traditionsreichen Marken wie beispielsweise Campanella. Auch heute gibt es Damen, die Zigarre rauchen. Ich empfinde es stets als Bereicherung, wenn an den nahezu vertraulichen Gesprächsrunden, die sich beim Zigarrerauchen entspinnen, auch eine Frau teilnimmt. Und Frauen, die sich für Zigarren begeistern, finden oft auch meine Bilder interessant.

Lesen Sie zu diesem Artikel auch Teil 1.
Hier finden Sie auch ein Video über Dirk Prautzsch.

 

www.zigarrenkunst.de

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